Quelle: Lorenz Dietrich für Brett Magazin, Dezember 2002 Ausgabe: „Delikatessen“ No. 17
Wie lange malst Du?
SEAK: Ich habe so mit 13-14 angefangen Comics zuzeichnen, später habe ich mit 15 durch das Duch Spraycan art inspiriert die ersten „Graffiti“ Skizzen gemacht. Richtig angefangen habe ich erst so 1993.
Brettmag: Wie und womit hat alles angefangen?
SEAK: Der Suche nach sich selbst.
Brettmag: Welche “klassichen Künstler” haben Dich beeinflusst?
SEAK: Ich habe mich am Anfang nie bewusst für klassische Kunst interessiert.
Bewusst oder unbewusst habe ich Alltags und Pop-Kultur an mich heran gelasssen: Henry Miller, die Amiga 500 Bootblock Intros der Cracking Groups, Spiele wie R-Type 1 und 2, Xenon2, H.R. Giger, die Modell Entwickler bei „Starwars“, Herge, Juan Gimenez, Fernando Rubio, Tattoos, Piercings, Playmobil, das Design von Panzern und Flugzeugen aus dem 2.Weltkrieg,
Brettmag: Warum “sprayen”?
Hat es zu einem früheren Zeitpunkt deiner Karierre Momente
gegeben, wo Du das “Handwerkszeug” wechseln wolltest?
SEAK: Damals, nein, nicht wirklich. Ich habe nur die Dosenmarken gewechselt.
Von Eisodur zu Sparvar und dann zu Belton/Multona, später kam noch moltow dazu.
Mittlerweile bin ich sehr an anderen Medien interessiert.
Siebdruck, Skulputuren, virtuelle Geschichten.
Ergänzend zur Sprühdose mache ich mittlerweile viel in Mischtechnik das heisst Pinsel, Marker, Airbrush, Kreide, etc.
Brettmag: Deine Darstellung haben häufig eine Anlehnung an Science Fiction und
Mikro-Biologie? Purer Zufall oder bewußt in Szene gesetzt?
SEAK: Als Sternzeichen Krebs handele ich sehr emotional, doch mein Jungfrau Aszzendent lässt mich immer bewusster berechnender, kalkulierender werden. Man darf gespannt bleiben.
Haben Dich Arbeiten aus “Übersee” Dich beeinflusst?
Wenn du jetzt die USA meinst nein. Meine Einflüsse liegen zu 98% in Europa. Die alte Schule Amsterdams, die Dortmunder Szene der frühen 90ziger,etc.
Mittlerweile setzt in der Graffiti-szene Europa insbesondere Deutschland/Schweiz Weltweit die Zeichen und Standards.
Brettmag: Würdest Du Deine Arbeit als “europäisch” bezeichnen oder bist Du eher
“cosmopolitisch” veranlagt?
SEAK: Im Kopf bin ich Europäer, im Herzen bin bzw werde ich Cosmopolite,nur muss ich dafür noch ne ganze Menge mehr sehen von der Welt.
Was meine Arbeit angeht ist die aufjedenfall „Global“ zusehen.
Zum Beispiel habe ich auf meiner Website gerade mal 8,6% Besucher aus Deutschland und 40% aus den USA, der Rest verteilt sich auf 115 weitere Länder.
Brettmag: Wie wichtig ist Musik für Deine Arbeit?
SEAK: Hmm, beim zeichnen und entwickeln bin ich eher ein Fernsehgucker.
Beim sprühen bzw malen: Sisters of Mercy, Rammstein, Alice Cooper, Bad Religion, House,ansatzweise Bling/Bling Rnb, Radio, durch die Bank weg alles.
Brettmag: Waren Deine zahllosen Auslandreisen prägend für Dich?
SEAK: Aufjedenfall, das ist das Salz in der ssppe. Die Auslandstermine sind jedes Jahr immer die Highlights.
Brettmag: Dein bisher größter Erfolg?
SEAK: Hmm, da gibt’s es nichts einzelnes. Im gesamten bin ich super glücklich, dankbar und froh so ein tolles Leben zuführen, und wenn ich jedes Jahr zurückblicke bin ich von neuem geflasht.
Brettmag: Worauf bist Du besonders Stolz?
SEAK: Immer wenn ich denn „Elling“ in mir besiegt habe und einen Schritt weiterkomme, das ich so eine tolle Lady habe, mein Titanium, die Tatsache das ich durch meine Kunst andere Länder,Kulturen, interessante Menschen, und Lebensstile kennelerne.
Brettmag: Arbeitest Du bei größeren Arbeiten im Team? Wenn ja, mit welchen Leuten
arbeitest Du dann gerne zusammen?
SEAK: Was Logistik, und Büro-Sachen angeht arbeite ich mit meiner Freundin zusammen, graffititechnisch ist dann der nächste engste Kontakt zu Daim, dann mit Daddycool, Stohead und Tasek herrscht je nach Saison ein reger Austausch. In England habe ich einiges mit Shok1 gemacht und mit Stak aus Paris entwickelt sich auch gerade was. Künstlerisch komme ich auf der Wand an sich mit jedem gut klar.
Wenn das menschliche und das künstlerische stimmt ist halt dann der nächste level das man sich gegenseitig ins Boot holt.
(Manus manum lavat)
Denn Buisness/Sponsoring-technisch intensivsten Kontakt habe ich zu Eastpak. Finanziell nimmt mir das ne Menge Druck.
Brettmag: Welche Arbeit hat Dich in der Vergangenheit am meisten beeindruckt?
SEAK: Hmm da man stück für Stück mit seinen Aufgaben wächst und der Level langsam immer angehoben wird gibt es jetzt kein Schlüsselerlebnis.
Aber mal schauen das rad dreht sich jedes Jahr schneller. Frag mich das noch mal in 4 jahren ☺
Brettmag: Glaubst Du, daß Graffiti den Weg aus den Straßen in die Galerien dieser
Welt bereits gefunden hat oder daß diese Kunstform stets “Underground”
bleiben wird?
SEAK: Hmm das kommt immer auf die einzelnen Individuen drauf an, und welche Richtung sie sich entwickeln wollen.
Die Grenzen verschwimmen jedenfalls immer mehr.
Galerie und Strasse/Bahndepot/Legale Wand/etc schliessen sich ja nicht aus. Nicht das meine nächtlichen Aktivitäten je der rede Wert wären, aber du kannst so was nicht wirklich an die Öffentlichkeit bringen.
Du bist bei Graffiti 30 jahre lang haftbar für deine Aktionen.
Brettmag: Ist die Urform auf der Straße immer noch wichtig für Dich?
SEAK: Hat für mich nie an Wichtigkeit verloren und im Vergleich zu einem „Gerhard Richter“ oder „Damien Hirst“ ist das alles noch ziemlich undergroundig was wir machen.
Bei mir ist es so das ich Arbeitszeit technisch das Jahr über 70% an der Wand verbringe und 30% im Atelier.
Brettmag: Woher nimmst Du Deine Inspiration?
SEAK: Früher viel zu sehr aus der Graffiti Szene, später als diesen phallische Piercingstyle entwickelt habe, steckten da wohl meine Horizontal Rotlicht, Sex Extrem Programm Jahre drin. Die sind mittlerweile vorbei. Zumindestens ist nicht mehr der Drang da es jedem auf die Nase zubinden.
Brettmag: Wie siehst Du Deine Chancen als Künstler in Deutschland?
SEAK: Auch ohne bisheriges Studium und protegierenden Proff, bin ich ganz zuversichtlich.
Der Bekanntheitsgrad gerade im Ausland ist sehr hoch, ebenso sind meine Arbeit und ich stetig natürlich gewachsen. Also kein Hype= feste Wurzeln. Wenn man dann trotz Egotrip nochhalbwegs Teamfähig ist und auch dritte an seinem fortkommen profitieren lässt kann an sich nichts schief gehen.
Brettmag: Wie wichtig ist der Einfluß, die Meinung der Straße /Szene für Dich?
SEAK: Da ich zu 100% aus der Graffiti-Szene komme und mich in der Vergangenheit auch nur darin aufgehalten habe, würde ich mir für die Zukunft eher mehr Einflüsse ausserhalb der Szene wünschen. Sonst kann ich ja auch keinen frischen Wind reinbringen. Also weniger kreative Inzucht und mehr freie Liebe.
Brettmag: Bei Deinem Erfolg gibt es sicherlich auch Neider.
SEAK: ☺ Sit venia verbo!
Brettmag: Möchtest Du den derbsten
Kritikern an dieser Stellen einige wüste Zeilen widmen?
SEAK: Hmmm, Mann pisst die Wand an, oder, Hodie adsit, cras absit.
Brettmag: Was sagen Deine Eltern zu Deinem Berufswunsch?
SEAK: Mitterweile haben sie es akzeptiert und finden es gut.
Sie haben sich allerdings in den fast 10 Jahren gerrade mal 8 oder 9 Wände von mir anguckt.
Brettmag: Diese Ausgaben heißt “Delikatessen”. Wie heißt Dein Lieblingsgericht?
SEAK: Hmmm, richtig gut Essen ist meine dritte Leidenschaft. Von daher gebe ich lieber ein paar ausgewählte Gastro Tips ab, sonst würde das hier den Rahmen sprengen:
Kochsalon auf St.Pauli/Hamburg
Pham, Mocca dòr, Roberto, Mövenpick „Rössli“,
Butterhandlung-Holstein/ Münster
Quattro Cani,Poccino(hbf), Capri lounge,Tanzschule „Lounge“,
Bäckerei Zimmermann/ Köln
Da Pino / Hürth
Wirtshaus in der Au/ München
Bayerischer Löwe / Passau
No soviel sei gesagt sein ich hasse „Convenience Food“, und diesen Kamps/Barilla Grossbäckereien Mist.
Brettmag: Gibt es eine Szene/Stadt in der Du gerne leben würdest?
SEAK: Nicht speziell eine Stadt oder Region. Aber das Ziel könnte sein als Weltbürger überall eine kleine Homebase zuhaben und das Jahr über hier und da present zu sein. Köln, Münster, München, Hamburg, Paris, Rom, Mailand, Newyork, Sydney, Asien, Bangkok, Südamerika.
Brettmag: Wie verbringst Du Weihnachten und was ist Dein Wunsch für 2003?
SEAK: Weihnachten, tja, bei meinen Eltern wie jedes jahr, dann werde ich ab dem 1. Weihnachtstag wohl in köln durch die Clubs ziehen und testen wie sich Vodka-O`s mit meinen selbstgebackenen Plätzchen vertragen, versuchen e-mails abzuarbeiten, ne leinwand machen.
Wünsche: Friede im nahen Osten, ein selbstbewusstes Europa gegen über der „Bush“ Regierung, mehr Ausstellungen und Reisen ins Ausland, das ich mich künstlerisch weiter entwickle und motiviert bleibe, mehr weibliche Fans.
Das Suddenstrike auch auf dem Mac rauskommt,
Brettmag: Ich bedanke mich
SEAK: Word!